Der erste Herzton (S1) entsteht zu Beginn der mechanischen Systole aufgrund der durch Ventrikelkontraktion und Schluss der Mitral- und Trikuspidalklappe entstehenden Oszillationen von Blut und Gewebe. Er tritt simultan mit dem Herzspitzenstoss, kurz nach dem elektrokardiographischen QRS-Komplex auf.
Während der Kontraktionsphase des Herzens ensteht kein Herzton. Gelegentlich können in dieser Phase des Herzzyklus aber physiologische Austreibungsgeräusche gehört werden (siehe Kapitel „Herzgeräusche“).
Der zweite Herzton (S2) entsteht zu Beginn der mechanischen Diastole aufgrund der Oszillationen von Blut und Gewebe beim Schluss der Semilunarklappen (Aorten- und Pulmonalklappe). Er ist kürzer als der erste Herzton und hat eine höhere Frequenz. S2 tritt kurz nach der elektrokardiographischen T-Welle auf.
Der dritte Herzton (S3) ist beim Pferd, im Gegensatz zum Menschen und zum Kleintier, in der Regel physiologisch. Er ist bei bis zu 50% der Pferde als dumpfer, tieffrequenter Herzton kurz nach S2 zu hören. Er entsteht frühdiastolisch beim schnellen Einströmen des Blutes durch die Vorhöfe in die Ventrikel und dem darauffolgenden abrupten Abbremsen des Blutstromes an den Ventrikelwänden. Bei jungen, trainierten Sportpferden kann S3 besonders prominent sein. Ebenso kann S3 bei Patienten mit Volumenüberladung und Herzversagen oder bei abnormaler diastolischer Füllung und verminderter Compliance der Ventrikel (z.B. bei Perikarderguss) sehr laut werden. Ein Fehlen von S3 hat keine Bedeutung. Gelegentlich können in dieser Phase des Herzzyklus auch physiologische frühdiastolische Füllungsgeräusche gehört werden (siehe Kapitel „Herzgeräusche“).
Der vierte Herzton (S4) wird durch die Vorhofkontraktion verursacht. Wie auch der 3. Herzton ist er beim Pferd, im Gegensatz zum Menschen und zum Kleintier, physiologisch. Er ist bei 60% aller Pferde zu hören. S4 ist kurz vor S1 zu hören und manchmal nur schwer von S1 abzugrenzen. Der vierte Herzton S4 kann der Unterscheidung eines Vorhofflimmerns (kein S4 vorhanden) von einem AV-Block II. Grades (S4 vorhanden und auch in der Pause bei Auftreten eines AV-Blocks hörbar) dienen. S4 tritt kurz nach der elektrokardiographischen P-Welle auf.
Die Audiobeispiele stellen nur eine Auswahl möglicher Befunde dar. Die Beurteilung der Lautstärke anhand von Tonaufnahmen ist schwierig und abhängig von der Qualität der Aufnahme.
Bitte zum Anhören der Audiobeispiele Kopfhörer verwenden und Lautstärke nach Bedarf regulieren!